Veröffentlichung über die Psychotherapeutenkammer des Saarlandes

12. Themenpunkt

Die Unabhängige Aufarbeitungskommission (UAK) am Universitätsklinikum des Saarlandes (UKS) bittet um Ihre Mithilfe

In den Jahren 2010 bis 2014 kam es am UKS zu schädigenden Ereignissen zum Nachteil von Kindern und Jugendlichen. Sofern Sie Klient*innen/Patient*innen betreuen, die durch die Geschehnisse im UKS seelisch oder körperlich Schaden genommen haben, möchten wir Sie bitten, diese auf die Möglichkeit einer vertraulichen Anhörung aufmerksam zu machen. Dieses Angebot der Unabhängigen Aufarbeitungskommission richtet sich an Betroffene, an ihre Angehörigen und auch an Mitarbeiter*innen.

In den Jahren 2010 und 2014 kam es im UKS in zeitlichem Zusammenhang mit Routineoperationen in der HNO-Klinik bei zwei Kindern zu Körperverletzungen im Perinanalbereich. Beide Vorfälle sind bis heute nicht aufgeklärt. Weitaus bekannter ist der Fall eines jungen Assistenzarztes mit mutmaßlich pädophilen Neigungen, der zwischen 2010 bis 2014 an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie des UKS beschäftigt war. Er nutzte seine Tätigkeit in der damaligen „Ausscheidungsambulanz“ sowie seine Trainertätigkeit in einem Judoverein dazu, sich Zugang zu jüngeren Kindern zu verschaffen. Erst 2019 wurde dies einem größeren publik und durch die Medien verbreitet. Längst steht die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie unter neuer Leitung: zusammen mit ihrem Team hat die jetzige Chefärztin, Frau Prof. Dr. Eva Möhler, umfassende Kindesschutzkonzepte im stationären und ambulanten Bereich etabliert und der Klinik eine konsequent kindzentrierte Ausrichtung gegeben.

Aber die Geschehnisse aus den Dienstjahren des Assistenzarztes sind nicht geklärt. Nach seinem Tod im Jahr 2016 stellte die Staatsanwaltschaft alle Verfahren ein. Vernehmungen durch die Ermittlungsbehörden und UKS-interne Versuche einer Aufarbeitung haben bei den betroffenen Familien, aber auch bei Mitarbeiter*innen eher zu seelischer Belastung und Entmutigung als zu einer Klärung der Ereignisse geführt.

Seit 2021 ist die Unabhängige Aufarbeitungskommission eingesetzt. Mit ihrer Arbeit möchte sie gegen das Klima der Resignation angehen. Die betroffenen Familien ebenso wie seelisch belastete Mitarbeiter*innen sollen mit ihrer Sicht der Dinge gehört werden. Viele Familien aus dem Saarland und aus Rheinland-Pfalz, die sich nach verspäteter Offenlegung dieses Skandals ab Sommer 2019 an das UKS gewandt haben, sind mit den Antworten der Klinik und des politischen Umfeldes weiterhin unzufrieden. Mehr noch: viele, die

sich spontan oder auf ein Anschreiben des UKS gemeldet haben, reagieren inzwischen nicht mehr auf Versuche der Kontaktaufnahme, wollen nur vergessen was geschehen ist, bleiben mit ihren Unsicherheiten, Nöten und Belastungen ungehört. Über ihre Arbeit berichtet die Kommission fortlaufend im Internet (https://www.unabhaengige-aufarbeitungskommission-uks.de).

Konnten die Familien erkennen, was mit Ihren Kindern geschah? Pädophilie als Motiv für Übergriffe bei jüngeren Kindern war oft nicht erkennbar für die Betroffenen und ihre Angehörigen: sexuell motivierte, unnötige Untersuchungen in der genitalen Sphäre haben gerade bei den begleitenden Erwachsenen Fragen aufkommen lassen, ob Eltern eine Mitverantwortung, gar eine Schuld, trifft. Erst auf

Nachfrage berichten uns Mütter von derartigen Gedanken: „Hätte ich mein Kind besser schützen können? Hätte ich mich nicht aus dem Raum schicken lassen sollen? Mein Kind hat sich zunächst geweigert, ich habe ihm auch noch zugeredet, sich untersuchen zu lassen!“

Die vertraulichen Anhörungen, die durch die beiden ärztlich- psychotherapeutischen Mitglieder der UAK angeboten werden, geben Raum für alle bisher nicht ausgesprochenen Fragen. Die Kommission benötigt andererseits die Expertise der Familien und auch der Mitarbeiter*innen, um die Aufarbeitung zu einem möglichst guten Ergebnis gelangen zu lassen - wir hören ihnen zu!

Dies sind die Ziele unserer Kommissionsarbeit:

Zwischen den Personen, die Schaden erlitten haben durch die Ereignisse und die anschließende, nicht gelingende interne Aufarbeitung, und dem UKS muss ein Prozess und schließlich ein Zustand der Befriedung und Verständigung erreicht werden.

Die Kommission erwartet von der Leitung des UKS eine Übernahme der Verantwortung für die Geschehnisse in beiden Kliniken.

Die Kommission will durch ihre Arbeit dazu beitragen Aspekte der Wiedergutmachung und Entschädigung zu erleichtern.

Der Leitung des UKS schlagen wir vor, eine für alle Mitarbeiter*innen zugängliche Darstellung der Ereignisse nach aktuellem Kenntnisstand zu veröffentlichen.

Den Mitarbeiter*innen, die die Patientenrechte achten, muss der Rücken gestärkt werden.

Derartige Vorkommnisse dürfen sich nicht wiederholen! Die Kommission möchte mit ihrer Arbeit alle im UKS umgesetzten oder begonnenen Aktivitäten für den Patientenschutz – insbesondere für den Kindes-schutz – unterstützen.

Von Ihrer Mithilfe als Ärzt*in und Psychotherapeut*in erhoffen wir uns, dass Sie den Betroffenen unter Ihren KlientInnen oder PatientInnen das Angebot der Unabhängigen Aufarbeitungskommission nahebringen. Gerne sind wir auch für Sie als Arzt/Ärztin oder Psychotherapeut/Psychotherapeutin direkt ansprechbar.

Weitere Einträge

Täter

Täter

Mütter

Mütter

PRESSEMITTEILUNG

PRESSEMITTEILUNG